Er prägt den deutschsprachigen Lobpreis wie wenige. Man kennt viele seiner Lieder, doch was mich noch mehr begeistert ist sein Herz und Hunger nach mehr von Gottes Wirken. Hier teilt Simon Wilhelm ein paar seiner Schätze mit uns.
Simon, so schön, dass du jetzt hier in Nürnberg wohnst! Erzähl uns doch kurz, wie du zum Lobpreisen überhaupt kamst.
Ich war 14 und bin eines Morgens aufgewacht und hatte das Gefühl ich soll Gitarre lernen. In meinem Umfeld waren gerade viele dabei, sich selbst Gitarre beizubringen. Und ich war auch in einem christlichen Elternhaus aufgewachsen, sodass es für mich nahe lag, mit christlichen Lieder anzufangen. Der erste Song, den ich geübt habe, hieß „Sweet Surrender“. Darin geht es um Psalm 27 und dass sich David so sehr nach Gott sehnt und immer in seinem Haus bleiben möchte. Das Spannende ist, dass Gott ist mir tatsächlich in meinem Zimmer begegnet ist. Er war plötzlich da. Obwohl mir das vorher niemand erklärt oder ich das erlebt hatte wusste ich, dass Gott da ist. Das war die Geburtsstunde für Worship in meinem Leben, weil ich ich gemerkt habe, es geht nicht um Musik, sondern um die Gegenwart Gottes. Da hat Gott so einen Hunger in mir angefacht, sodass ich seither immer danach Ausschau gehalten habe, wo ich anbeten kann und Gott groß machen kann. Bis ich etwa 17 war, habe ich Gott im Worship dann hauptsächlich für mich persönlich gesucht.
Was ist denn dein Herz für den deutschen Lobpreis? Was ist dein Traum?
Mein größtes Anliegen ist, dass Jesus sichtbar wird, wenn wir anbeten. Dass er in allem, wie er ist, in seinen ganzen Wesenszügen, in seiner Schönheit und Größe, jedem vor Augen gemalt wird. Das ist nichts, was ein Text hergibt, sondern es ist der Heilige Geist, der das in die Herzen bringt. Aber, dass auch Heilungen, Zeichen und Wunder, Befreiungen sichtbar passieren, einfach während wir anbeten, als etwas ganz Natürliches. Dass sein Licht, seine Präsenz, seine Herrlichkeit kommt und dass das keiner leugnen kann. Ich habe mal folgenden Satz formuliert: „Es soll unmöglich sein, Gott nicht zu begegnen.“ Ich sehne mich danach, dass niemand ihm widerstehen kann. Und ganz viel Lebendigkeit: Tanz, Freude, Kunst, Musik, Kreativität. Gerade wir als Deutsche sind oft sehr ruhig im Lobpreis, aber ich sehe eine Himmelskultur von Freude und positivem Lärm, Gott groß zu machen.
Hattest du schon einmal ein Erlebnis mit anderen im Lobpreis, wo du gespürt hast, dass Jesus im Raum ist?
Oh ja. Die letzten Jahre waren sehr intensiv, wo wir Jesus stark erlebt haben und jeder wusste: Jesus ist da. Das konnte niemand leugnen. Vor allem im Glaubenszentrum hatten wir ganz starke Night of Worships, wo wir dann auch einfach von der Plattform gegangen sind und gesehen haben, wie Jesus durch die Reihen geht. Es wurde Leute geheilt, die eine krumme Wirbelsäule gehabt hatten, es wurden Leute von dämonischen Bindungen befreit, da hatte keiner die Hände aufgelegt, sondern es ist einfach so passiert. Das war die letzten Jahre extrem prägsam. Einen Schritt zurückzugehen und zu sehen, wie Jesus sich bewegt und Menschen da begegnet, wo sie ihn am meisten brauchen.
Wie ist denn der Fokus für dich im gemeinsamen Lobpreis? Muss der Lobpreis den Leuten gefallen?
Das kommt bisschen auf den Kontext an. Je nach Umfeld würde ich unterschiedlich an die Sache ran gehen. Also wenn Leute gar nichts damit anfangen können, dann nehme ich erst einmal Songs, die sie kennen, um ihre Herzen mit reinzunehmen. Aber ich öffne das meistens ab einem bestimmten Punkt, das heißt, ich singe nicht nur meine Lieder, sondern ich singe frei. Sehr oft singe ich Dinge, die Gott über die Menschen sagt. Damit sie hören, was Gott über sie denkt. Sein Lied zu ihnen. Und es ist interessant, dass auch Leute, die das gar nicht kennen, das als sehr positiv empfinden. Das Vertrauen muss man aber auch erst gewinnen. Und trotzdem bin ich so, dass man mich manchmal eher ausbremsen muss, weil ich da sehr frei bin. Ich bräuchte sonntags auch keinen Song, der auf dem Papier steht, sondern würde einfach loslegen und schauen, was Gott an diesem Tag zeigt. Sind wir ruhig, sind wir laut, knien wir nieder, whatever. Gott bereitet mich auch in meinem Alltag über die Woche hinweg vor, wie der Sonntag aussehen wird. Klar geht es um die Liederauswahl, aber auch was ich den Leuten zusprechen kann.
Was würdest du antworten wenn jemand sagt „Mir gefällt der Lobpreis in der Gemeinde nicht“?
Ich würde sagen, der ist auch nicht für dich. Der muss dir in erster Linie nicht gefallen. Der Lobpreis gilt Gott, dass ist ganz klar. Ich würde aber immer versuchen ins Gespräch gehen, um herauszufinden, ob es jemand ist, der sich schwer öffnen und fallen lassen kann. Oder ob es eben nur Geschmacksache ist, dann ist das auch voll in Ordnung.
Hast du einen Tipp für jemanden, der sich schwer tut zu lobpreisen, also mit Gott in der Zeit zu connecten?
Zwei Sachen: Dankbarkeit ist ein extremer Schlüssel. Einfach anzufangen, ob ich es fühle oder nicht, Gott Danke zu sagen für alles, was mir gerade einfällt. Ich merke, das wirkt total stark aufs Herz, dass man sich öffnen kann. Und was ich viel mache, wenn ich selbst nicht so in die Anbetung komme, dann setze ich mich in Bewegung. Also ich bleibe nicht sitzen, sondern ich öffne mich, ich bewege mich, vielleicht hebe ich meine Hände. Das sind alles Dinge, die ein Stück weit Einfluss auf meinen Körper haben und damit auch auf meinen Geist. Ich glaube, dass das sowieso alles connected ist.
Fällt dir eine Lektion ein, die du in den letzten Jahren als Lobpreisleiter gelernt hast?
Ja. Demut ist ein Schlüssel für das, was Gott möchte. Ich weiß, dass ich immer wieder mal stolze Gedanken hatte. Und immer dann, wenn ich den Weg der Demut mit Jesus gegangen bin, hat er mich über Größeres gesetzt. Ich hatte mal die Chance auf einer CD zu singen. Und ich wusste, wenn ich das mache, dann nur um mich selbst zu verherrlichen. Also habe ich zu Jesus gesagt, ich kann das nicht machen, auch wenn ich es gern würde und habe den Track auf der CD abgesagt. Kurz danach haben sich sämtliche Türen aufgetan, z.B. dass ich drei Lieder auf dem Album von Glaubenszentrum live gesungen habe oder Leute angefragt haben, ob ich bei ihnen Worship leiten würde usw. Ich wusste, es hatte mit diesem Moment zu tun, wo ich entschieden habe es nicht für mich zu tun, sondern in den Prozess mit Jesus zu gehen. Denn es geht um ihn. Das hat für mich persönlich einen Durchbruch gebracht auch von mir selbst frei zu werden. Dass es nicht um mich geht oder meinen Namen, sondern es geht immer um Jesus. Das hat die meiste Power.
Wow, Test bestanden!
Ja, es war als hätte Gott mich instant belohnt. Es gab Leute, die mir gesagt haben, wie kann man so etwas absagen. Niemand würde den Weg zurück gehen. Jeder würde den Weg nach vorne gehen. Aber ich wusste, das wäre nicht von Herzen. Und ich glaube, das hat mehr Jesus in mein Umfeld gebracht als wenn ich es einfach gemacht hätte.
Stark, dass du darauf geschaut hast, dass dein Herz da rein bleibt. Simon, du schreibst so viele tolle Lieder. Kannst du uns ein oder zwei Songwriting Tipps geben?
Erster Tipp ist: Sei du selbst. Ich wollte am Anfang Bethel und Hillsong nachmachen und dachte, das sind die besten Songs. Aber umso mehr ich gemerkt habe wie ich Sachen ausdrücke und schreiben würde, umso mehr hatte ich eine Freisetzung für Songwriting und konnte viel mehr Lieder schreiben. Das ist auf jeden Fall ein ganz wichtiger Punkt: Sei du selbst, schreibe wie du bist und was deine Worte sind. Gott wird alles andere dazugeben.
Und das andere ist: Verbringe viel Zeit mit Jesus. Lerne ihn kennen. Vor allem aus der Begegnung heraus sind alle Songs entstanden. Es war eigentlich nie so, dass ich mich hingesetzt habe und dachte, so ich muss jetzt einen Song schreiben. Sondern ich hatte eine Begegnung mit Jesus in meinem Leben und darüber habe ich geschrieben. Oder ich habe einen spontanen Teil im Lobpreis genommen und dazu noch Verse und Bridge geschrieben. Der Ursprung ist immer Jesus selbst. Er ist die Quelle.
Singst du viel in deiner privaten Zeit mit Jesus?
Ja, definitiv. Ob Gitarre oder nicht. Sobald ein Ort genug hallt, singe ich. Ich liebe es den ganzen Tag zu singen. Mein Kollege sagt auch schon immer: Ich habe ja zuhause schon ein Musical (weil seine Frau auch gerne singt) und jetzt auch hier im Büro. Ich kann nicht anders. Mein Herz ist so voll, sodass ich beständig am Singen bin. Und natürlich auch mit Gitarre, dass ichs bewusst mache. Ich grenze das nicht mehr so krass ab wie früher: So jetzt muss ich meine stille Zeit machen. Mein Leben ist mit Jesus und ich kann jederzeit sofort anfangen mit ihm zu connecten und zu reden.
Ja, die Lieder, die ich momentan schreibe sind eher Kinderquatschlieder, von meinem Alltag geprägt. Wie sieht denn euer Worship als Familie aus? Nehmt ihr euch da bewusst Zeit als Familie jede Woche oder macht ihrs wies grad kommt?
Ich würde sagen, das ist je nach Season anders. Mal ist es so, dass wir extrem viel, also auch mehrfach die Woche zusammensitzen und anbeten. Da ist aber nie der Fokus: Wir schreiben jetzt ein Lied. Sondern der Hunger in uns ist, wir wollen Jesus begegnen. Es gab auch eine Zeit, wo wir nicht so viel zusammen zuhause angebetet haben, sondern eher jeder für sich, weil gerade viel in der Arbeit war und mit Studium. Aber wenn dann sieht das meistens so aus, dass wir die Gitarre nehmen und anfangen zu zupfen und einfach da starten, wo wir gerade stehen. Und wir merken, dass Jesus uns auf eine Reise mitnimmt, bei der wir am Ende immer bei ihm landen, wie er ist und wo er uns verändern kann. Also auch in ausweglosen Situationen. Wir sagen immer „Worship is a journey“. Wir fangen also da an wo wir sind, in der Zerbrochenheit oder Not oder Freude und zum Schluss sind wir immer bei ihm, denn er ist die Lösung und er gibt Frieden, auch wenn die Situation sich nicht verändert. Wir nehmen es auch immer mit auf, damit wir in Zeiten, in denen es uns nicht so gut geht, immer wieder anhören können, was Gott damals gesagt hat. Und da entstehen auch immer wieder Phrasen, die wir dann in Songs mit reinnehmen können.
So schön. Unser Lobpreis sollte uns am Ende immer zu Jesus führen. Vielen, vielen Dank, Simon!
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- Songempfehlung: Sehnsucht nach dem Geist
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