Jonas ist ein guter Freund, mit dem ich seit Jahren immer wieder in großen und kleinen Settings Worship leiten darf. Für mich sind besonders seine geistliche Durchschlagskraft, der Mut und die Spontaneität ansteckend.
Jonas, wie kamst du zum Lobpreisleiten? Wusstest du schon immer, dass es ein großer Teil deiner Berufung ist?
Ich hatte zwar als Kind und Jugendlicher eine gewisse Faszination fürs Gitarrenspielen, aber "no clue" das Gott mich berufen hat Lobpreis zu leiten. Ich habe auch nie versucht auf die Bühne zu kommen. Ich wurde förmlich dazu genötigt. Da haben andere mehr an mich geglaubt als ich selber. Ich erinnere mich an einen meiner ersten "Auftritte" und ich weiß noch, dass es rein musikalisch echt nicht so toll war. Doch gerade da fängt für mich Lobpreis(leitung) an. Die Bereitschaft und das Herz Gott zu dienen, ihn zu lieben. Der Ruf selber kam, als Gott mir in einer Gebetszeit offenbarte, was er alles durch mich tun möchte...
Hast du vielleicht eine Story für uns, wie Gott dich schon durch Lobpreis gebraucht hat?
Ich beschränke mich auf ein Erlebnis, aber das hat mein Leben für immer verändert: Ich war eingeladen bei einer Jugendgruppe mit Lobpreis und Predigt zu dienen. Als wir nach einigen Infos in die Anbetungszeit starteten, hatte ich den starken Impuls, dass ich die Jugendlichen herausfordern sollte und sagte: "Jeder, der nicht bereit ist alles vor Gott hinzulegen, sei herzlich willkommen den Raum zu verlassen". Ich weiß bis heute nicht was das sollte, aber der Heilige Geist setzte in diesem Moment so einen Hunger frei, dass keiner der pubertären Teenager den Raum verließ. Wir sangen genau ein Lied und der Raum war erfüllt mit der Herrlichkeit Gottes. Ein Großteil der Leute brach unter der Gegenwart Gottes zusammen und viele verbrachten den Rest des Abends auf dem Fußboden. Überall brachen Zeichen und Wunder aus. Ein fremdes Ehepaar kam ganz aufgelöst in den Raum und erzählte mir, dass sie die Musik gehört hatten und eine Stimme, die ihnen sagte, sie sollen reinkommen. Beide wurden von der Liebe Gottes berührt und waren nie wieder dieselben. Die Berichte über die Durchbrüche der Jugendlichen erreichten mich noch Wochen danach. Alle Ehre Jesus!
Wow, ich liebe es, wenn Gott so kommt! Was ist für dich denn das Wichtigste beim Lobpreisen?
Jeder Mensch lobpreist oder verehrt irgendetwas. Für mich ist die zentrale Frage, was oder wen bete ich an? Das klingt für uns Christen wie eine rhetorische Frage, oder? Natürlich beten wir Gott an! Aber genau deshalb darf der Fokus auf die Gegenwart Gottes, die durch Jesus Christus frei zugänglich geworden ist, auf keinen Fall eine Nebensächlichkeit innerhalb unserer Struktur sein. Stundenlanges Proben und Arrangieren führen zu gar nichts, wenn das Herz auf der Strecke bleibt. Ich erlebe viele Bands und Künstler, die tolle Lieder für Gott singen, aber ein "erfolgreicher" Lobpreis kann und darf nicht anhand der musikalischen Fähigkeiten oder der gelungenen Arrangements gemessen werden. Auch nicht anhand der Feedbacks, die die Gemeinde gibt.
Es muss per Definition um die manifeste Gegenwart Gottes gehen und nichts anderes.
Was würdest du sagen passiert in der geistlichen Welt, wenn wir lobpreisen?
Hier sind zwei Punkte, die ich immer stark wahrnehme:
1. Die Dankbarkeit, die wir Gott gegenüber haben, ändert unsere Perspektive und unsere Gedanken. Die Schwere des Lebens und die Lasten der Menschen heben sich von den Schultern und wir werden erfüllt mit seiner Realität. In der geistlichen Welt passiert dann oft ein phänomenaler Austausch: Sorgen gehen und Zuversicht kommt. Ketten der Gebundenheit lösen sich und der Geist der Wahrheit beginnt Menschen zu dienen. Das Unmögliche und Übernatürliche wird plötzlich greifbar und Gott tut Wunder.
2. Wir setzen uns zu Tisch im Angesicht unserer Feinde. Die Welt gibt dem Menschen oft wenige Gründe dankbar zu sein und Gott zu ehren. Weil wir es trotzdem tun und unsere Erfüllung in Gott finden, ist es, wie in den Psalmen beschrieben wird: Wir nehmen Platz am Tisch Gottes. Wir legen die Waffen des Alltags nieder und vertrauen darauf, dass Gott für uns kämpft. Dieses einfache Vertrauen auf Gott hat so viel Kraft und kann alles verändern.
Du meinst, dass Anbetung vor allem den Gläubigen verändert?
Ja, zum Teil auf jeden Fall. Ein für mich bedeutender Prediger, Bill Johnson, hat mal gesagt: "Du wirst immer zu dem, was du anbetest". Das trifft es für mich gut und beschreibt die Wichtigkeit der Anbetung. Gott braucht unsere Anbetung nicht. Es sind Heerscharen von Engeln, die 24/7 vor dem Thron Gottes in der Anbetung stehen. Warum beten wir also an? In der Anbetungszeit spiegelt sich Gottes Gegenwart in uns und wir werden in sein Abbild verwandelt. Der Vater im Himmel ist kein unterdrückender Tyrann, der dich auf die Knie zwingt, um ihn anzubeten. Er hat uns mit einem Herzen geschaffen, welches die Fähigkeit besitzt, aus freier Entscheidung heraus anzubeten. Und er lädt uns vielmehr ein: Bete mich an, in mir findest du alles was du brauchst. Was also macht Anbetung mit dir? Du wirst mehr wie Jesus.
Jonas, ich weiß, dass du auch gerne prophetischen Lobpreis machst. Was verstehst du unter dem Begriff und wie bist du darin gewachsen?
Prophetischer Lobpreis ist für mich wie ein Rückpass von Gott. Prophetie sind im Wesentlichen die Gedanken Gottes über den Menschen und sein Leben. Während der Lobpreiszeit singe ich oft die Gedanken Gottes über spezifische Personen, die ganze Versammlung oder auch über bestimme Lebensumstände aus. Es liegt so eine Kraft darin, seine Gedanken und seine Pläne auszusingen. Ich hatte in diesem Bereich tolles Training durch Leute, die mich begleitet haben. Am Ende des Tages liegt es in deiner Hand, ob du den Mut hast zu wachsen und etwas auszuprobieren. Hierbei hilft mir ein Vers ganz besonders: Wie überwältigend sind deine Gedanken für mich, o Gott, es sind so unfassbar viele! Sie sind zahlreicher als der Sand am Meer; wollte ich sie alle zählen, ich käme nie zum Ende! Ist das nicht eine riesige Ermutigung, sich im prophetischen Lobpreis auszuprobieren? Gott hat so viel zu sagen über uns und es sind gute Gedanken!
Wie probiere ich den prophetischen Lobpreis denn ganz praktisch aus?
Meistens ist der Punkt, an dem es etwas unangenehm wird, die beste Gelegenheit für den Geist Gottes dich zu leiten. Damit meine ich nicht, dass wir uns nicht vorbereiten sollten. Aber die Verbundenheit mit dem Geist spürt man oft dann, wenn man nicht gleich in den nächsten Song springt, sondern einfach mal laufen lässt. Hierbei kann man ganz praktisch werden. Ich spreche mit meiner Band meistens vorher ganz konkret ab, wie sie sich verhalten sollen, wenn ich einen Song nicht beende. Meistens bleibe ich auf 2-3 simplen Zeilen hängen oder spiele konstant die gleichen Akkorde. Die Einfachheit der Dauerschleife hilft mir dann oft mich auf Gottes Stimme zu konzentrieren. Man kann tatsächlich trainieren, Gottes Stimme zu hören. Übung macht den Meister!
Das ist so gut und am leichtesten fällt das wahrscheinlich in einem gewohnten Umfeld. Aber wie ist es für dich, vor einem unbekannten „Publikum“ Lobpreis zu leiten?
Dank der Gnade Gottes habe ich die Angst vor menschlicher Meinung in diesem Bereich komplett verloren. Ich hab in den letzten Jahren durch fast alle Denominationen hinweg das Privileg gehabt Menschen in Anbetung zu führen. Ich war dabei auch immer bereit, auf gewisse Bedürfnisse und Strukturen Rücksicht zu nehmen. Ich liebe es authentisch zu bleiben und versuche im Voraus aus Fremden Freunde zu machen.
Und Menschenfurcht...!?
Kurz und knackig. Kenn ich nicht in diesem Bereich! Ich bin nur ein Junge mit einer Gitarre, der Jesus liebt. Das behalte ich immer vor Augen! Egal ob zwei, zwanzig oder zweitausend Leute vor mir stehen. Ich versinge mich öfters und bin auch nicht der absolute Pro am Instrument. Das macht mich so schön frei von der Meinung anderer. Gott hat mich berufen und somit befähigt er mich.
Was empfindest du denn dann als besondere Herausforderung im Gemeindelobpreis?
Für mich persönlich ist die größte Herausforderung, dass viele Christen kein persönliches Anbetungsleben führen. Viel zu oft sehe ich Menschen von der Bühne aus, die überhaupt keine Ahnung haben, was es bedeutet Gottes Gegenwart zu suchen. Lieder singen kann jeder und sich von der Bühne berieseln lassen kann so komfortabel sein. Es ist für mich zum Teil sehr frustrierend, wenn Menschen nur darauf warten, dass die 25-minütige Lobpreiszeit endlich vorbei ist. Ich persönlich habe so ein großes Verlangen danach, Gott ausgiebig zu danken und habe geschmeckt was passiert, wenn Gottes Herrlichkeit durch herzliche Anbetung ausbricht. Ich lebe seit Jahren nach dem Motto "don ́t water your standard". Ich möchte für immer die Person sein, die Gott mit allem was ich habe nachjagt.
Ich will ihm singen als wäre es mein letztes Lied!
Was sind deine Träume für den deutschsprachigen Lobpreis?
Ich träume von einer Lobpreiskultur, die von den Gemeinden des Landes getragen wird. Ich träume von Menschen, die in völliger Hingabe regelmäßig anbeten. Ich träume von Meetings – ganz egal welcher Größe – in der die manifeste Gegenwart Gottes durch den Lobpreis der Gläubigen hereinbricht. Ich träume von deutschen Liedern, die so simpel und kraftvoll sind, dass wir nicht mehr ständig auf englische Lieder ausweichen müssen. Ich träume vor allem von explosiven Preis- und Danksagungen, die den Himmel so richtig bestürmen.
Und zu guter Letzt: Deine Ermutigung an Lobpreisleiter!
Definiere dich nicht nur über dein musikalisches Können! Es ist richtig und wichtig, dass wir gute und exzellente Musik machen, aber der Ruf zum Lobpreisleiter muss zwingend vom Vater selbst kommen. Sei nicht entmutigt, wenn das Musikalische nicht so klappt wie du/ihr euch das vorgestellt habt. Wenn du Gottes Gegenwart suchst und ihn dich salben und befähigen lässt, werden die Leute die Gnade auf deinem Leben erkennen. Sei ein Mann/eine Frau der Gegenwart Gottes und stelle sicher, dass dein Leben sich um ihn dreht. Alles andere wird er schenken.
Danke Jonas, für das Gespräch, du bist der Hammer!
ZUM TIEFER GEHEN:
- Matthäus 22,37f
- Psalm 23,5
- 2. Mose 14,14
- 2. Korinther 3,18
- Psalm 139,17f
- Matthäus 6,33
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