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Interview mit Jake Hamilton - TEIL 1



Ich darf euch mit Jake Hamilton einen General der weltweiten Worshipbewegung vorstellen. Er hat mich extrem geprägt und viele meiner Boxen gesprengt, sodass mein Lobpreis an Freiheit und Kraft zugenommen hat. Er ist nicht nur ein amerikanischer Rocksänger, sondern ein Vater für viele und es war mir eine Ehre, ihm ein paar Fragen stellen zu dürfen: (Das Interview habe ich aus dem Amerikanischen ins Deutsche übersetzt.)


Jake, warum kommst du immer wieder nach Deutschland?


Das erste Mal bin ich eigentlich wegen der Herrnhuter Gebetsbewegung nach Deutschland gekommen. Der Gedanke von ununterbrochenem Gebet und Anbetung, Tag und Nacht über 120 Jahre lang – und zwar ohne Gebetshaus – hat mich fasziniert. Auch mit den vielen Kindern, die dort errettet wurden. Zinzendorf hatte den Herrn sogar durch ein Gemälde, dass er betrachtete, kennengelernt. Da waren so viele Dinge, die ich so verrückt aber auch anziehend fand. Von Herrnhut aus sind wir dann quer durch Deutschland gefahren. Das war so unglaublich schön. In Eisenach waren wir das erste Mal auch, weil mich die Reformation sehr interessiert. Also denke ich, dass ich mich durch den Reichtum an Geschichte in alles verliebt habe, was deutsch ist.


Wie ist deine persönliche Geschichte in Bezug auf Anbetung?


Ich bin da irgendwie reinstolpert. Ich habe angefangen Lobpreis zu leiten, da war ich 18 und besaß gerade 2 Wochen lang eine 50 Dollar Gitarre. Auf einer Kinderfreizeit von der Heilsarmee ist nach zwei Wochen der Lobpreisleiter mitten in der Nacht einfach abgehauen. Ich war somit der einzige mit einer Gitarre und ich bin ja auch eher von der lauten Sorte. Sie haben mich dann sofort zum neuen Lobpreisleiter ernannt. Ich konnte nicht einmal genug Griffe, um irgendein existierendes Lied zu spielen, also habe ich die zwei Akkorde gespielt, die ich konnte und angefangen meine eigenen Lieder zu singen. Als ich nach Hause kam machte ich ein Praktikum in der Gemeinde und gründete später dann selbst eine. Es ging einfach so weiter. Es war als würde Gott mein Leben kennzeichnen, mich in seine Hand nehmen und mir eine Möglichkeit nach der anderen geben, um weiter diesen Weg zu gehen. Für mich war das alles wie eine Offenbarung: „Wow, das muss wirklich das sein, was der Herr für mich hat.“ Als mich mein Vorgesetzter einmal bat, eine Vision für mein Leben aufzuschreiben, hörte ich die Stimme des Herrn: „Du wirst Lieder schreiben, die die ganze Welt singen wird.“ Das alles geschah in einer Baptistengemeinde, die nicht an das Hören der Stimme Gottes glaubte. Ich habe das Reden aber einfach angenommen, auch wenn ich keine Ahnung hatte, was das bedeuten würde.

Wie sah denn die Lobpreisszene damals aus?


Sie war komplett anders als heute. Delirious, Vineyard, Calvary Chapel – das sind so die Dinge, die es damals gab. Delirious ist dann explodiert, natürlich wegen den tollen Liedern. Aber es begann dann auch die Zeit, wo es ein großes Ding wurde, christlicher Rockstar zu sein. Gedanken wie „Oh ich kann berühmt werden, gleichzeitig ein Worshipleiter sein und Rockmusik spielen...“ mischten sich unter. Plötzlich war es das, was jeder machen wollte. Aber als wir anfingen, da war das überhaupt nicht auf der Bildfläche. Wir wollten einfach nur tun was wir für gut hielten und das ehren, wie Gott uns gemacht hat und erlauben, dass Menschen da andocken und ihm begegnen.


Dann ist die damalige Entwicklung ja gar nicht so anders wie die heutige, dass jeder „Jemand“ sein möchte in der Szene.


Ja, ich glaube, das wirklich Schwierige in der heutigen Kultur ist – durch Instagram, soziale Medien usw. – dass wir sehen, was jeder andere macht und welchen Erfolg sie damit haben. Darum basiert dann wiederum mein Erfolg oder mein Songwriting darauf, was ich andere tun sehe und nicht auf dem, was der Herr mir persönlich aufgetragen hat. Das ist wirklich, wirklich schwer. Aber für mich gab es damals diese Möglichkeit einfach nicht. Und es war für mich wirklich ungesund, das kommen zu sehen, um ganz ehrlich zu sein. Denn seither habe ich meine ganz eigenen Kämpfe damit, wie mein Bild von Erfolg aussieht. Dann denke ich: „Oh ich bin nicht so erfolgreich wie dieser und jener, wahrscheinlich muss ich XYZ machen.“ Früher gab es diese Option eben nicht. Man leitete einfach Lobpreis in seiner Gemeinde und hatte einen normalen Job, das war mehr oder weniger alles. Punkt. Das hat sich stark verändert.


Wie schreibst du deine Lieder? Bist du manchmal versucht das zu schreiben, was die Leute hören wollen?


Hmm nein, mir ist es sogar ehrlich gesagt völlig egal ob du es singen kannst oder nicht. Weil das nicht mein Ziel ist. Mein Ziel ist Begegnung, nicht Singbarkeit. Wir haben die Gottesbegegnung für Singbarkeit eingetauscht. Nur weil ein Lied so einfach zu singen ist bedeutet es nicht, dass es dann automatisch in eine Begegnung führt. Wenn ich schreibe – und ich habe hunderte von Liedern auf meinem Handy, die niemand jemals hören wird – dann sind das alles Lieder, die das ausdrücken, was ich gerade erlebe. Wenn ich es dann in einem Lobpreisset verwenden möchte, dann ergänze ich es noch um ein paar Zeilen bzw. arbeite daran. So funktioniert das bei mir meistens. Oder ich bekomme es einfach in einem Schwung, dass ich mich einfach hinsetze und das Lied sofort fertig schreibe. Und dann singe ich es mit Leuten und merke vielleicht: "Oh diese zwei Wörter haben keinen Sinn gemacht, die muss ich noch ändern." Ich singe und spiele das Lied also schon, auch wenn es noch nicht fertig ist, weil ich wissen will wohin es führt. Wenn es nämlich in einem sterilen Umfeld geboren wurde, wird es auch eine sterile Atmosphäre produzieren. Aber wenn es in meiner eigenen Begegnung mit Gott hervorgebracht wurde, dann wird es diese Begegnung reproduzieren wo immer ich es singe.


Ja, das ist auch das besondere an deinen Liedern, dass sie nicht so abgeschliffen sind, sondern eine gewisse Rauheit besitzen.


Ja, Lieder wie New Song zum Beispiel, das hat ungefähr sieben verschiedene Teile, oder auch War Drums, die haben zum Teil sechs verschiedene Akkordfolgen. Ich strukturiere Lieder nicht auf typische Art und Weise, weil es mir einfach nicht wichtig ist. Mein Ziel ist eben nicht, dass du mitsingen kannst, sondern, dass du eine Begegnung hast.


Du reist ja in der ganzen Welt umher und ich vermute, dass nicht jeder deine Songs kennt. Da gibt es bestimmt Menschenmengen, die nicht sehr beteiligt wirken. Was geht da innerlich in dir vor und wie gehst du damit um?


Für mich gibt es da zwei Aspekte. Nummer eins: Der beste Leiter geht wohin es sich zu folgen lohnt. Ich kann dich nur dahin führen, wo mein Fokus ist. Wenn ich alle Konzentration auf dem Raum habe, werde ich dich auch dorthin führen. Ja, du hast vielleicht eine kleine nette, wohlige Begegnung, aber nicht unbedingt mit Gott, sondern eher mit deinen Gefühlen. Denn Gott will uns an Orte führen, von denen wir noch nicht einmal wissen, dass wir dorthin gehen müssen. Und in einem Raum von, sagen wir mal 300 Leuten – von 30 000 ganz zu schweigen – sind ihre einzelnen Geschichten und Hintergründe so unterschiedlich. Wenn ich mich also ablenken lasse und nur noch spüre, was alles im Raum vor sich geht, dann weiß ich sofort, dass ich mich am falschen Ort befinde. Denn der Ort, an den ich dich führen will, ist der Thron Gottes. – Übrigens trage ich meine Cap aus zwei Gründen: Erstens schwitze ich so sehr, dass der Schweiß nur in meine Augen fließen und mich stören würde. Der zweite Grund ist, dass ich wenn ich meine Cap richtig tief ziehe, den Rest des Raumes besser ignorieren kann. Weil ich ein Ziel habe. Ich bin der Leiter im Raum. Du darfst nicht entscheiden wohin wir gehen, du darfst auch nicht das Klatschtempo bestimmen – ich bringe uns an einen bestimmten Ort.


Der andere Aspekt ist die Verschmelzung von dem Pastoralen und dem Prophetischen. Ich plane meine Sets so, dass sie pastoral sind, damit ich dich an einen Ort führen kann, wo ich dir dann so richtig eine scheuern kann. Das ist genau, was ich versuche. Ich möchte dir ein Gefühl der Sicherheit geben, sodass du mir später dankst, wenn ich dir eine knalle. Wenn du meine Worshipsets mitverfolgst wirst du merken, dass ich mit Liedern anfange, die extrem bekannt sind, fast schon zu alt. Ich fange nicht mit dem Neuen an, sondern mit dem Alten, sodass du Fünfzig sein kannst und trotzdem mitkommst. Aber – aber! – ich singe es trotzdem auf meine Art und Weise, wofür Leute auch dankbar sind. Ich singe dann zum Beispiel „Holy Spirit“, doch ich spiele das ganze Lied in Moll und löse es dann erst im letzten Chorus auf. Du kennst zwar das Lied, doch es klingt irgendwie nicht so vertraut, obwohl die Melodie sich nicht verändert hat. Da ist dann zwar diese Spannung, aber auf eine pastorale Art, sodass sich die Leute keine Sorgen machen und relaxen. Und zwei Lieder später gibt’s dann eine „drübergebraten“ mit etwas, das dir nicht vertraut ist.


Jake, danke, dass du kein Blatt vor den Mund nimmst und immer wieder unsere Welt revolutionierst!


--> TEIL 2 folgt

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