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Interview mit Ben Höfig

Aktualisiert: 18. Dez. 2020



Ihr kennt sicher seine großartige Stimme von „Deine Nähe“. Ich liebe es mit ihm anzubeten, egal ob im Wohnzimmer daheim oder auf der großen Bühne. Er trägt eine starke Salbung in spontanen Worshipmomenten und ich schätze vor allem seine Freundschaft und sein Herz für Anbetung. Viel Spaß mit Ben Höfig :)


Ben, wer bist du, was machst du, wie viele Kinder?


Also ich hab noch keine Kinder (lacht). Ich bin Lobpreisbereichsleiter in der Immanuelgemeinde Nürnberg. Ich arbeite als Art Director im Designbereich in einem Ingenieurbüro. Glücklich verheiratet.


Was genau ist dein Job in der Gemeinde?


Ich bin für den kompletten Lobpreisbereich zuständig, das heißt auch Teambuilding und die Leute anzulernen, zu integrieren und ihnen das Herz der Gemeinde zu vermitteln. Da sind alle Generationen vertreten. Wir starten auch nächstes Jahr eine Jam Session, wo Leute dazukommen und sich in einer lockeren Atmosphäre ausprobieren können. Die Lobpreisleiter unterstütze ich, indem ich den MD mache, damit sie sich nicht auch noch auf das Musikalische konzentrieren müssen, sondern sich erstmal auf Gott und die Gemeinde fokussieren können.


Deine Eltern sind ja auch die leitenden Pastoren der Gemeinde. Wie ist es für dich, mit deiner ganzen Familie Gemeinde zu bauen?


Es ist Segen und Fluch (lacht). Es ist wunderschön und auch extrem herausfordernd und umkämpft. Du merkst einfach, dass der Feind Familie mega zerstören will und dass gerade dann Kämpfe aufkommen, wenn jeder für sich anfängt Reich Gottes zu bauen. Weil jeder hat seine Vision und Vorstellung und auch seinen Ruf. Und da seinen Platz zu finden und sich in der richtigen Form unterzuordnen ist gar nicht so einfach.


Ihr seid ja auch alle sehr starke Persönlichkeiten.


Ja, total. Am Anfang war mir mein älterer Bruder Manuel überstellt, natürlich als Bruder aber auch als Jugendpastor. Da hatten wir anfangs total viele Kämpfe. Aber das hat auch einen starken Impact in meinem Leben gehabt. Mit meinen Eltern natürlich auch. Oft gingen die meisten Kämpfe tatsächlich um Gemeinde. Und dann merkt man, dass es wichtig ist, die Gemeinde nicht zu sehr in die Familie hineinschneiden zu lassen. Das muss man gut balancieren. Aber man kann es auch nicht trennen, weil jeder total involviert ist.


Wie geht ihr mit Differenzen um?

Erst einmal darf es Meinungsverschiedenheiten geben. Man kann nicht immer auf einen Nenner kommen. Trotzdem darf man seine Meinung sagen, wobei wichtig ist, dass man Sachen schnell wieder in Ordnung bringt. Alles, was man unbehandelt lässt kommt irgendwann wieder zurück. Der Feind möchte richtig viel Zerstörung in Gemeinde hineinbringen und nutzt das dann aus. Bei all den Kämpfen ist dann wichtig zu wissen, wofür kämpfe ich? Ich kämpfe nicht gegen Menschen und auch nicht gegen Meinungen. Nur weil jemand eine andere Meinung hat oder sich anders verhält, ist er nicht gleich schlecht. Man lernt und wächst in dem Prozess ganz viel. Und am Ende profitiert man auch im Privaten davon.


Ich weiß, dass besonders Pastorenkinder oft mit dieser Erwartung kämpfen, die der Job bzw. die Berufung der Eltern mit sich bringt. Wie ist das für dich?


Viele Leute denken, dass ich jeden Sonntag am Start bin, weil meine Eltern das sind. Aber ich kann zu 100% sagen, dass wenn ich das nur für meine Eltern machen würde, ich schon längst aufgegeben hätte. Weil Menschen und jede Art der Leiterschaft dich irgendwann auch mal enttäuschen wird. Am Ende ist es nicht nur eine Leiterschaftsfrage, sondern eine Gottesfrage. Das ist eigentlich der größte Punkt: Dass du es wirklich für Gott machst. Dass du für Gott bleibst.


Was hat Gott dir denn bezüglich Lobpreis bereits gezeigt?


Als ich noch im Bauch war, bekam meine Mutter ein prophetisches Wort, dass ich Lobpreiser werde. Aber mein Leben hat sich erst gar nicht in diese Richtung entwickelt und ich habe das Gefühl, dass das bei Gott oft so ist. Wie bei Mose in der Wüste oder bei Abraham und Sarah, denen Nachkommen verheißen waren. So war das bei mir auch. Ich hatte erst gar kein Interesse am Lobpreis und wollte das auch gar nicht. Ich war eher schüchtern und in mich gekehrt.


Wie kamst du dann zum Lobpreisleiten?


Unsere damalige Lobpreisleiterin ging ins Ausland und ich selbst hatte vor dem Studium ein halbes Jahr frei und konnte mir Gedanken über mein Leben machen. Ich hatte zuvor einmal das Büchlein „Das Gebet des Jabez“ geschenkt bekommen und das dann gelesen - unter anderem, weil es so klein ist (lacht). Da geht es ja um Gebietserweiterung und ich hörte dann Gott zu mir sprechen, dass ich eben in diesen Riss treten soll und die Stelle, die im Lobpreisbereich frei geworden ist, annehmen soll. Aber ich konnte kein Instrument spielen. Ich habe dann ein Lied auf Gitarre gelernt - How He Loves, mit vier Akkorden. So habe ich angefangen in der Jugend Lobpreis zu leiten.


Du hast dann nur ein Lied gespielt?


Ja, ich habe nur ein Lied gespielt. Es hat irgendwie nicht gestört. Gott hat das trotzdem gebraucht. Und dann wurde ich so richtig ins kalte Wasser geworfen. Ich hatte nie etwas übers Anleiten von Menschen gelernt. Es war wirklich Learning by Doing. Pünktlichkeit, Verlässlichkeit - dieser ganze Prozess der Persönlichkeitsentwicklung. Und dann erst haben mir meine Eltern von dem Wort erzählt, dass sie für mich damals bekommen hatten. Das war so gut, weil es dadurch nie Druck auf mich ausgeübt hat. Gott hat mich zu seiner Zeit da hineingerufen.


Ich finde es so gut, dass du die Freiheit hattest, dich selbst dafür zu entscheiden. So konnte also Gott dir zeigen, wo dein Platz ist.


Genau. Ich hatte immer das Empfinden, dass Gott zu mir sagt: „Es sind viele Türen offen, aber bleib da wo du bist. Ich mach das für dich.“ Ich hatte nie das Go selbst die Tür aufzumachen, sondern wusste, das wird kommen. Der beste Ort für dich ist immer da, wo du sein sollst, denn da hast du am meisten Impact. Auch im Kleinen treu zu sein, weil das Kleine ist das Große. Gerade in der Gemeinde ist das so stark, weil du dort ein Niemand bist. Du bist halt der Ben und du machst Lobpreis. That’s it. Und besonders im Lobpreis: Es geht nicht um mich, es geht um Gott. Es geht nicht um deine Person, sondern darum, dass du dich gebrauchen lässt.


Du integrierst im Lobpreis auch manchmal Sprachengesang. Welchen Wert hat das für dich?


Ich finde das ist eine Sache, die dich extrem freisetzt, weil du dich einfach gebrauchen lässt vom Heiligen Geist und er durch dich fließen kann. Es dient der eigenen Erbauung, aber genauso stark finde ich es, damit in den Lobpreis mit der Gemeinde zu starten. Wenn du spürst, dass eine Bedrückung im Raum ist und du mit Sprachengesang beginnst, dann merkst du, dass der Raum sich öffnet, weil nicht die Gefühle, sondern der Heilige Geist entscheiden darf wo es hingeht. Es hilft auch wenn dir die Worte fehlen und du trotzdem weiter anbeten willst. Es öffnet auch die Herzen. Die Leute schauen nicht nur auf den Text, was sie jetzt singen sollen, sondern beten einfach an. Es gab bei uns auch schon Auslegungen des Sprachengebets oder -gesangs oder es sind neue Lieder daraus entstanden. Du suchst nicht mehr nach Worten, du findest sie. Die Gemeinde versteht, was ich mache und sie checkt auch, ob es authentisch ist oder nicht. Aber es ist auch kein Muss, also keine Methode, kein Allerheilsmittel. Man darf es machen. Es ist ein Privileg. Und es kommt, wie es kommt, ganz ungeplant.


Das ist auch was ich an dir liebe, deine Freiheit im spontanen Lobpreis. Hast du Tipps, wie man das lernen kann?


Das Allerwichtigste ist, dass man auch den Mut hat sich zu blamieren. Das ist so ein schöner Prozess. Die Gottesfurcht muss größer sein als die Menschenfurcht. Ich glaube das ist der Schlüssel: Einfach machen. Auch da wieder, es hat nichts mit Zwang zu tun. Aber ich habe definitiv Momente gehabt, wo ich wusste, dass es jetzt dran ist sich hinzuknien und dass Gott dann etwas machen wird. Und er hat immer in irgendeiner Form gewirkt. Man muss sich herausfordern lassen, auch mit dem Reinsingen. Das Freie muss nicht immer musikalisch top sein. Da geht es nicht um mich, da geht es auch nicht um meinen Geschmack, sondern es geht einfach darum, dass Gott durch mich das herausbringen kann, was er möchte. Und da ist es wichtig, sich selbst hinten anzustellen und den Mut zu haben sein eigenes Gesicht zu verlieren. Ich weiß trotzdem, dass ich nie das Gesicht vor Gott verliere.


Fällt dir dazu irgendeine Story ein?


Ich habe an einem Sonntag im Gottesdienst Gitarre gespielt. Und dann ist eine Seite gerissen. Mir wurde schnell die zweite Gitarre gebracht und dann ist wieder die Seite gerissen. Ich dachte mir dann: Jetzt erst recht. Und dann habe ich zur Band gesagt: "Wir legen jetzt alles weg und wir singen jetzt a cappella einen ganz alten Schinken." Und es hat die komplette Atmosphäre verändert. Da merkst du, dass Gott alles verwenden kann. Es muss nicht immer musikalisch top sein. Wir performen nicht. Und das meine ich echt so. Ich möchte nicht, dass die Leute den Worship worshippen, sondern Gott. Auch bei der Vorbereitung ist es so, wenn du deinen Plan machst und dich schon freust ein neues Lied zu spielen und mit deiner Band geübt und so viel Zeit reingesteckt hast. Und du willst anfangen und genau in dem Moment sagt Gott „Nein, es ist nicht dran. Spiel 'So groß ist der Herr.'“ Und du denkst dir: Dieses Lied kommt mir schon zu den Ohren raus. Aber genau in dem Moment ist das Beste, was du machen kannst, einfach gehorsam zu sein. Das ist glaub ich der Schlüssel.


Es ist eine Sache, sich selbst zu blamieren, aber auch die Pastoren müssen damit ok sein. Wie geht deine Familie damit um?


Sie gehen mit einer gewissen Portion Humor dran. Das finde ich echt gut. Sie sind so gepolt, dass die Botschaft und der Lobpreis stark sein sollen, wenn auch nicht perfekt durchgestylt. Dieser Anspruch ist nicht da. Aber ich bekomme auch ehrliches Feedback, zum Beispiel: „Also dieses Lied hat nicht so gezogen heute.“ Und ich finde es cool ehrlichen Austausch zu haben. Natürlich bekomme ich auch Lob. Aber die Familie sagt einem halt auch Sachen, die man nicht so gern hören möchte. Das ist nur gesund so. Und natürlich.


Was ist dein Traum für den deutschen Worship?


Dass jede Gemeinde ihre eigene Stimme findet, damit Vielfalt im deutschsprachigen Lobpreis herrscht. Mein Herz schlägt voll für deutschsprachigen Lobpreis. Ich denke, dass Gott diese Sprache gesegnet hat. Die Deutschen sind die krassesten Dichter. Da steckt etwas in der Lyrik. Ich glaube deswegen ist deutsch auch so schwer, weil es etwas so brutal Ehrliches hat. Manchmal ist es so unangenehm das Wort zu sagen, weil es so hart ehrlich, so direkt ist. Du kannst nicht immer alles so schön umschreiben. Ich glaube Gott hat das so gemacht und möchte das auch so gebrauchen. Mein Traum ist, dass Leute sich herausfordern lassen im Songwriting aber auch darin deutsche Lieder zu singen und zu kultivieren. Und, dass jede Gemeinde individuell den eigenen Flow findet, was zu ihnen passt.


Hast du schon Lieder geschrieben?


Ja. Das Songwriting kommt bei mir meistens in der Lobpreiszeit, wo du eigentlich einfach nur lobpreisen und gar keinen Song schreiben willst. Aber dann nimmst du es auf, was die persönliche Zeit ein bisschen unterbricht. Aber ich denke es ist allgemein gut das zu machen. Songwriting ist ein stückweit als würde ich einen Brief an Gott schreiben. Ihm meine Gedanken mitteilen, in Form von Melodie. Manche schreiben nur Texte und es wird später ein Song daraus. Und nicht jeder Song ist für die Gemeinde oder dafür, dass du ihn recordest. Es gibt auch einfach Songs, die in deinem Herzen bleiben und die nur Gott und du hören werden. Und das ist auch ok. Ich persönlich merke ich bin ein Typ, der viel zu lange mit meinen eigenen Songs jongliere. Da finde ich es cool, zu zweit oder zu dritt Songs zu schreiben.


Zu guter Letzt: Deine Ermutigung an Lobpreisleiter!

Viele sagen auch wenn sie angesprochen werden: Ich muss erst noch hören, ob es von Gott dran ist zu dienen. Aber ich sage dann immer: In der Bibel steht: Diene. Da steht nicht: Mach Lobpreis. Mach Design. Predige. Sondern: Diene. Also machs, probiers aus! Lass dich gebrauchen und du wirst schon sehen, wie Gott ganz klar in dein Leben hineinspricht. Aber lass dich nicht zurückhalten von einer Ungewissheit. Man darf ausprobieren. Suche nicht zu lange. Du kannst auch noch weitersuchen wenn du angefangen hast. Du musst ja nicht für immer bei der einen Sache bleiben. Manchmal geht eben der Weg erst einmal entgegengesetzt seiner Berufung. Aber Gott formt dich auf dem Weg. Und er wird die Türen öffnen.


Vielen, vielen Dank, Ben! Von dir können wir so viel lernen!


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